Geschichten einer schwarzen Rose
Peinlich...
Also, ich habe das hier noch nie jemandem erzählt. Noch nicht einmal meiner besten Freundin - weil es mir peinlich ist. Eigentlich gibt es keinen Grund, dass es mir peinlich ist - aber ich schäme mich dafür.
Von den tollen Zuständen meiner Stiefmutter habe ich ja schon erzählt - wie sie immer wieder austickt und einem einfach nur noch Angst macht.
Von der Ehe zwischen ihr und meinem Vater wisst ihr aber fast gar nichts - sie streiten sich immer wieder. Und dann schreien sie das ganzhe Haus zusammen - meistens wenn meine Stiefmutter einen Anfall hat.
Außerdem habe ich von meinem Vater bis jetzt denkbar wenig erzählt. Naja, schon ein bisschen aber eben nur die guten Sachen. Das kommt wahrscheinlich davon, dass es mir schwer fällt zuzugeben, dass er große Fehler hat. Er war für mich immer der einzige Halt den ich hatte, und das Gefühl, dass dieser einzige Halt wegbricht, diese einzige Beständigkeit in deinem Leben, ist schwer zu verkraften. Ich bin so oft umgezogen, dass ich mich auch unmöglich an Freunden festhalten konnte. Also habe ich die Augen zugemacht, wenn mir auffiel, dass da was nicht stimmt. Aber ich muss meiner eigenen Angst irgendwann in die Augen schauen:
Mein Vater ist seltam. Schonmal die Worte "Fanatiker" und "Fundamentalist" gehört? Mein Vater ist Christ (ich übrigens auch, aber nicht so extrem) und so wie ich das sehe spinnt er über Gott. Er hat in seinem Leben unglaublich viel Scheiße mitmachen müssen, und jetzt scheint er sich in Gott zu flüchten. Ist es in Ordnung, dass ich das sage?
Scheiß egal, ich bring das jetzt zu Ende.
Er ist felsenfest von der Bibel überzeugt. Das ist ja nicht so schlimm. Aber er grenzt sich vom Rest der Welt ab. Und das kann ja nicht gesund sein, oder? °~°
Außerdem.... naja, das ist die Sache, die ich wirklich nie jemandem sagen wollte.
Und dazu fällt mir eine Frage ein: Wie viel Bier in der Woche zu trinken, ist normal? Jeden Tag nicht, oder? Und 4 am Tag erst recht nicht, oder? Er wird zwar nie richtig betrunken (er schwankt nicht, oder gibt um. Hat halt ne hohe Alkoholresistenz) aber er selbst ist er auch nicht. Nicht dass er jemanden schlägt oder so was. Aber er.... ist einfach nicht er selbst. Weiß nicht, wie ich das beschreiben soll.
Ich fühle mich gerade so schwach und klein. Eigentlich bin ich doch stark. Aber jetzt grade schaff ichs einfach nicht.

Gießen



oh.lieblich.seele.mein, Donnerstag, 24. November 2011, 23:01
Alkoholismus ist eine Volkskrankheit, leider. Nein, 4 Bier am Tag sind wohl nicht normal, jedenfalls nicht jeden Tag. das erinnert mich an meinen Vater :-/ Ich möchte das hier auf einem öffentlichen Blog jetzt nicht so genau erzählen, aber wenn du schreibst "er ist einfach nicht er selbst", kann ich das voll und ganz nachvollziehen. Ich wohne ja mittlerweile nicht mehr zuhause und bin dann höchstens mal zu Besuch da, aber ich hasse es, wenn er trinkt.

Er weiß das genau und dass er trotzdem zum Glas greift und so einen Streit mit mir provoziert zeigt mir immer wieder, dass es hier um eine beschissene Sucht geht. Ich könnte mich jetzt seitenlang darüber auskotzen, aber gut...
(Mist, jetzt hab ich schlechte Laune -.-)

Hast du ihn mal darauf angesprochen?

shinasti, Donnerstag, 24. November 2011, 23:08
Versucht schon. Aber es klappt nicht wirklich °~°
Da lässt er einfach nicht mit sich reden. Und wie gesagt, für mich ist es schwer, mich damit auseinanderzusetzen. Mir fehlt der Halt...
Aber um hier nicht nur schlechtes über ihn zu sagen: Es gab auch schon monatelange Phasen ohne einen Tropfen Alkohol, und dass erst vor kurzem. Tatsache ist also, er kann aufhören, wenn er will. Er will nur nicht. Vielleicht macht er gerade auch ne schwere Phase durch....

oh.lieblich.seele.mein, Donnerstag, 24. November 2011, 23:28
Das glaub ich dir, ich hab darunter früher auch sehr gelitten (und tu es noch, wenn an diesen ganzen Mist denke, krieg ich direkt feuchte augen).

Das ist doof, er scheint einerseits ja recht vernünftig und andererseits aber so stur, dass er nicht über seine Probleme reden will? Vielleicht will er dich aber auch nur nicht mit seinen Problemen belasten, Väter versuchen ihre Töchter nun mal zu beschützen. :)
Naja, vllt ist es bei deinem Vater ja auch gar nicht so schlimm, das wünsch ich dir jedenfalls.