Geschichten einer schwarzen Rose
Sonntag, 6. November 2011
Der kalte Dämon - Kapitel 1
Leise versuchte ich mich möglichst klein zu machen – es galt nicht bemerkt zu werden. Eigentlich hätte man mich sowieso nicht sehen können, da ich unter der Brücke saß, und nicht wie die anderen Mädchen auf ihr herumlungerte, aber ich hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass man am besten unbeachtet blieb, wenn man es versuchte.
Es war eine schöne Brücke, die über einen nicht all zu breiten oder tiefen Fluss führte. Sie bestand aus Stein und einem einzigen Bogen. Einem Segmentbogen, wenn ich mich nicht irrte. Aber ich kannte mich nicht sonderlich gut damit aus – ich lebte schließlich nur unter dieser Brücke.
Mein Haus war ein Schuppen, der vor Jahrzehnten hier von einem Ehepaar erbaut worden war, das allerdings kurz darauf in einem Überfall von Räubern getötet wurde. Ihr Haus wurde bei diesem Überfall niedergebrannt. Nur dieser Schuppen hier, der ihrem Haus, das auf der anderen Seite der Brücke gestanden hatte, nicht sehr nahe gewesen war, stand noch. Von den Dorfbewohnern hatten sich nur die wenigsten freiwillig genähert, da er alt und höchstwahrscheinlich auch instabil war. Hier hatte, aus Gründen, die niemand so ganz verstand, sich kurz nach dem Brand ein Mann eingenistet – ein alter, weiser Mann. Kein einziger Mensch, der hier lebte oder hier je gelebt hatte, kannte seinen Namen. Sie alle nannten ihn nur „Alter Mann“. Er war ein Mediziner gewesen, und da dem Dorf sowieso jemand gefehlt hatte, der sich um Kranke und Verletzte kümmerte hatte man ihn geduldet. Nein, vielleicht war ihm sogar etwas Respekt entgegen gekommen, da viele der Dorfbewohner ihm ihr Leben verdankten. Aber dieser Respekt war mit Furcht und Unverständnis getränkt gewesen. Wenn es nicht absolut sein musste, wollte niemand diesen komischen, geheimnisvollen Mann ohne Namen besuchen. Bis vor zehn Jahren ich gekommen war.
Ich würde den Tag, an dem ich hierher gekommen war, nie vergessen. Ich war damals sieben gewesen. In zerfetzten Kleidern und mit Schmutz bedeckt, halb tot gehungert. Alle hatten gesagt, ich würde Pech bringen. Tod, Verderben. Es war ein abergläubisches Dorf, das lieber ein kleines Kind sterben lassen wollte, als die Götter zu verärgern. Nur der alte Mann hatte sich meiner erbarmt – ich wusste nicht warum. Wahrscheinlich aus Mitleid. Der alte Mann ließ nie jemanden sterben, den er retten konnte. Eigentlich versuchte er auch die zu retten, denen nicht mehr zu helfen war. Denn damals hatte ich definitiv zu dieser Gruppe gehört. Doch der alte Mann nahm mich auf – gab mir zu Essen und zu Trinken. Gab mir einen Platz zum Schlafen. Überzeugte die Dorfbewohner davon, mich bleiben zu lassen. Und als ich wieder gesund war, fragte er nicht. Er fragte nie, was mir passiert war, fragte nicht nach meiner Vergangenheit. Er akzeptierte mich bedingungslos – er nahm mich sogar als seine Schülerin auf und brachte mir bei, was er über die Heilkunst, über Heilpflanzen, über die Herstellung von Medizin, über das Erkennen von Krankheiten und nicht zuletzt über die Versorgung von Kranken wusste. Und wegen all dieser Güte erzählte ich es ihm. Ich erzählte ihm alles.
Wir waren nie reich gewesen – meine Mutter war eine einfache Schmuckverkäuferin gewesen, wenn auch eine auffallend schöne, deren Ketten wie magisch waren, wenn man meinem Vater Glauben schenken durfte.
Sie starb bei meiner Geburt.
Mein Vater, der eigentlich ein Fischer gewesen war, konnte es nicht verkraften – dort saß er, mit einem kreischenden Gör von einem Baby, ohne Geld, hatte soeben seine Frau verloren und war selbst nur ein armer Fischer. Was hätte er schon tun sollen?
Zuerst behielt er seinen Beruf und drückte mich meiner Tante in die Arme, da er selbst ziemlich häufig auf hoher See unterwegs war. Auf diese Art und Weise lebten wir für fünf Jahre und es war gut. Wir hatten genug zu essen und ich sah meinen Vater mindestens einmal im Monat.
Meine Tante war keine sehr anständige Frau, auch wenn mein Vater dass nicht wusste. Sie verkaufte sich selbst ohne Scham, doch sie legte nie Hand an mich. Ich denke Vater hatte sie dafür bezahlt sich um mich zu kümmern. Auf jeden Fall tat sie mir nichts.
Bis mein Vater nicht mehr wieder kam. Er war wie üblich aufs Meer hinausgefahren und hatte versprochen bald wieder zu kommen. Drei Wochen. Solange wollte er fern bleiben. Doch er kam nie wieder. Nachdem er einen Monat zu spät war, veränderte sich meine Tante – nein, ihr Verhalten gegenüber mir veränderte sich. Sie sah keinen Grund mehr darin, sich mir gegenüber freundlich zu benehmen. Sie schlug mich – manchmal grundlos, manchmal weil ihr etwas nicht gefiel. Außerdem machte sie mich zu einer Art kleinen Dienerin. Wann immer sie „Kunden“ hatte, war ich es die ihnen ihre Getränke bringen musste und dafür sorgte, dass sie nichts vergaßen. Ich mochte diese Männer nicht, was wohl auch verständlich war. Manch einen hatte ich zuvor schon auf der Straße getroffen, während sie mit Frau und Kind unterwegs waren.
Auch das ging eine Weile gut – genau zwei Jahre. Bis ich sieben wurde.
An jenem Tag hatte meine Tante einen neuen Kunden – sie empfing, meistens nur „Stammgäste“ – der sich mir gegenüber außergewöhnlich nett verhielt. Er schenkte mir sogar eine Süßigkeit, als ich ihnen etwas Alkohol brachte. Nachdem ich den Raum, in dem er und meine Tante sich getroffen hatten – ein kleines Zimmer, mit Bett, Tisch und zwei Stühlen ausgestattet – verlassen hatte, dachte ich nicht weiter an ihn und putzte wie üblich das Haus. Doch es war nicht wie üblich. Ich hörte nicht die gewöhnlichen Geräusche aus dem Zimmer, sondern nur die Stimmen der beiden. Sie schienen über etwas zu verhandeln. Ich war gerade dabei den Boden zu fegen, als dann plötzlich meine Tante aus dem Zimmer kam – allein. Sie wirkte ziemlich zufrieden und aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie sie mehrere Münzen in die Tasche ihres Kleides gleiten ließ.
„Rea. Geh rein“, sagte sie zu mir und nahm mir den Besen grinsend aus der Hand.
Nie würde ich die Angst vergessen die mich in dieser Sekunde durchschoss – und den Ekel.
„Wa...?“, setzte ich an, doch da blitzten die Augen meiner Tante auf.
„Tu was ich dir sage!“
„J-ja“, stammelte ich und begab mich durch die hölzerne Tür in den genauso hölzernen Raum. Dort saß der Mann, auf einem der beiden Stühle. Der andere stand neben ihm.
„Setz dich doch“, befahl er mir. Er grinste genau wie meine Tante.
Ich ließ mich, soweit wie möglich von ihm entfernt, auf dem Stuhl nieder.
Ich weiß nicht mehr, was genau er sagte – er hatte einen schleimigen Ton und es war wohl etwas Süßholzraspeln in seinen Sätzen vorhanden. Aber ehrlich gesagt war es mir auch völlig egal. Ich weiß nur noch, dass plötzlich seine Hand auf meinem Oberschenkel lag – und dass ich sie dort nicht haben wollte.
„AAAHHH“, schrie ich so laut ich konnte und versuchte diese widerliche Hand abzuschütteln. Ich wusste nur noch eins – dieser Mann würde mich nicht anfassen. Nicht auf diese Weise.
Auf einmal verhärtete sich sein Griff und ehe ich es mir versah lag seine andere Hand auf meiner Schulter. Schnell wurde ich vom Stuhl gerissen und auf den Boden gedrückt – meine Versuche ihn zu schlagen waren zwecklos. Fahrig fuhren seine Hände unter mein Oberteil. Ich trat und boxte nach ihm, so gut ich es konnte, doch es schien ihm nichts auszumachen.
Als ich keinen Ausweg mehr sah, nahm ich meine letzte Waffe. Mit aller Kraft biss ich ihm in den Arm, bis das Blut spritzte.
„AARRGH!“, schrie er vor Schmerz auf und zuckte von mir zurück. Er ließ mich für höchstens einen Moment los – und das war sein Fehler.
In einer Geschwindigkeit mit der der etwas ältere Mann nicht mithalten konnte sauste ich zum Nachtischchen neben dem Bett und ergriff den Kerzenständer, der dort stand. Er war nicht sehr edel und nicht sehr groß, aber er war schwer.
Mit aller Kraft die ich in meinem Zustand aufbringen konnte zog ich dem Mann diesen Kerzenständer über den Kopf.
Es floss kein Blut und der Mann starb nicht – das war mein Glück. Sonst hätte man mich wohl verfolgt.
Ich stand über einem bewusstlosen Mann, der wenige Sekunden zuvor noch versucht hatte, mir schreckliches anzutun. Und in diesem Moment begriff ich, dass es vielleicht das erste, aber wahrscheinlich nicht das letzte Mal gewesen war, dass meine Tante mich zu verkaufen versuchte. Was würde sie mit mir anstellen wenn sie sah, was ich getan hatte? Ich konnte nicht mehr bleiben. Ob meine Tante noch im Haus war? Würde sie es sehen, wenn ich versuchte durch die Tür zu entkommen? Würde sie mich aufhalten?
Mein Blick wanderte zum Fenster. Wir befanden uns im Erdgeschoss und es waren keine Gitter angebracht – ein Fehler. Ich könnte jederzeit heraus springen. Aber wohin sollte ich?
Ich konnte nicht in dieser Stadt bleiben – manche Menschen kannten mich. Meine Tante würde keine Probleme haben mich zu finden. Ich musste also aus der Stadt heraus. Der Straße konnte ich nicht folgen – dort würde meine Tante zuerst suchen, wobei ihr bestimmt einige Menschen helfen würden, wenn sie nur behauptete ich sei einfach von zuhause weggerannt. Das bedeutete, ich würde in den Wald rennen müssen. Ich sah an mir selbst herab – ich trug ein grün-braunes Kleid. Nichts edles, aber man musste sich auch nicht verstecken. Also ziemlich unauffällig. Aber würde es mich warmhalten können? Ich hatte einige kalte Nächte vor mir. Hastig blickte ich mich im Raum um – ich konnte schlecht die Decke Bettes nehmen, oder? An einem Garderobenständer hing ein langer Mantel, der wohl dem Mann gehörte. Natürlich war er für mich zu groß. Gab es denn sonst nichts? Da fiel mir plötzlich ein großer Schrank ins Auge – was war da drinnen?
Ich öffnete die Türen des großen, aus hellem Holz gebauten Schrankes und erblickte einen einzigen Mantel, der offensichtlich meiner Tante gehörte. Es war ein Wintermantel, der aber nicht allzu vornehm oder teuer aussah. Er war schlicht und meiner Tante – so wie ich das sehen konnte – bestimmt zu eng. Vorsichtig fischte ich ihn aus dem Schrank, während ich noch einmal einen Blick auf den ohnmächtigen Mann warf – er würde doch nicht aufwachen?
Glücklicherweise tat er es nicht. Ich musste ihn ziemlich hart getroffen haben. Erleichtert wandte ich mich ab und betrachtete den Mantel. Er war dick und fest, die Farbe etwas dunkler als die von allen anderen Mänteln die ich zuvor gesehen hatte. Er war mir natürlich zu lang, aber er lag ganz gut an – er war nur ein bisschen zu groß. Wie dünn war meine Tante einmal gewesen, dass er einem siebenjährigen, etwas abgemagerten Mädchen beinahe passte? Schnell zog ich ihn über und kurbelte die Ärmel hoch, bis sie mir in etwa passten. Über den zu langen Saum konnte ich mich nicht beschweren – beim Laufen könnte das vielleicht stören, aber ansonsten würde es mich vor allem beim Schlafen warm halten. Ich zog den Mantel wieder aus und faltete ihn hastig zu einem kleinen Bündel – wenn ich ihn anbehalten würde, würde ich zu sehr auffallen. Als ich endlich fertig war, wandte ich meinen Blick dem Fenster zu.
Lebwohl, Tante, dachte ich und riss es auf. Dann schwang ich mich heraus und landete in einer kleinen, dunkeln Gasse. Es war Mittag und der Weg war leer – abends versammelte sich hier das Gesindel der Stadt und… ich wollte gar nicht wissen, was sie taten.
Mit dem kleinen Päckchen von einem Mantel und meinem Arm lief ich über den schmutzigen Boden so schnell ich konnte in Richtung der Hauptstraße – sie war nicht weit entfernt. Ich würde ihr innerhalb des Ortes folgen, da es keinen schnelleren Weg gab die Stadt zu durchqueren. Und angeblich fiel man doch in Menschenmengen am wenigsten auf.
Also rannte ich Ecke um Ecke bis ich schließlich die Hauptstraße erreichte. Es war ein heller, gepflasterter Weg, dessen Ränder mit Geschäften und Ständen gesäumt waren, die alles Mögliche anboten. Das dort war ein Laden für magische Gegenstände. Dort wurden Tiere verkauft und direkt daneben stand ein Lebensmittelgeschäft, wenn ich mich nicht irrte. Das Haus dort gehörte den Fureis, da war ich mir sicher. Die meisten Häuser waren aus Holz, nur wenige Steinbauten mischten sich ein – das lag wohl daran dass die Stadt nicht wie die meisten Städte um irgendeine Burg oder ein anderes wichtiges Gebäude herumgebaut war. Es gab hier massenweise reisende Händler, die ihre Waren auf hölzernen Ständen, die man in wenigen Minuten zu fahrbaren Vehikeln umbauen konnte um sie aus der Stadt zu schieben, auslegten. Dort drüben stand ein Fischhändler an einen Vasenverkäufer angelehnt – und dort bot ein Kopfgeldjäger seine Dienste an. Es gab viele Kopfgeldjäger. Die Meisten jagten auf Anfrage Monster, Zauberer oder einfache Verbrecher. Andere arbeiteten auch für weniger anständige Ziele und wieder andere spezialisierten sich auf die Jagd nach… nun ja, Kopfgeldern. Man nannte sie zwar Kopfgeldjäger aber Tatsache war, dass nur die wenigsten steckbrieflich gesuchte Verbrecher jagten. Der Stand des Kopfgeldjägers, der hier war, sah einfach und simpel aus. Er saß hinter einem kleinen Tisch und neben ihm lehnte sein Schwert. Auf einem Schild stand sein Name geschrieben und eine Liste von „erlegten“ Zielen lag aus. Tatsache war aber eigentlich, dass es oft nicht darum ging das Ziel zu töten, sondern es gefangen zu nehmen oder zu etwas zu überzeugen. Dennoch sagte man dazu erlegen. Im Allgemeinen waren Kopfgeldjäger für so gut wie alles zu haben – wenn die Bezahlung stimmte. Ich fand sie faszinierend. Für gewöhnlich wäre ich näher auf den Stand zugegangen und hätte mir den in einen Kapuzenmantel gehüllten Mann näher angesehen – warum trug er einen Mantel? Es war Sommer – doch das ging jetzt natürlich nicht. Also betrat ich stattdessen die Straße.
Glücklicherweise empfing mich hier genau das, auf das ich gehofft hatte. Eine Menschenmenge. Alle rannten aneinander vorbei – fröhliches Lachen, scharfes Feilschen und erheiterte Gespräche waren überall zu hören.
Kaum berührten meine Füße die Steine der Straße tauchte ich auch schon unter. Ein siebenjähriges Kind, das manch einer schon beim Einkaufen gesehen hatte, war wirklich nichts besonders auffälliges.
Immer dem Strom der Menge folgend schaffte ich es schließlich mich an den Rand der Stadt zu bringen, wo sich weniger Mensche aufhielten, aber immer noch ein ziemlich Haufen. Es herrschte ein ständiges Kommen und gehen, da es kein Stadttor gab und auch keine Mauer, die die Stadt einschränkte.
Endlich kam ich am Ende der Hauptstraße an, das zu einer Landstraße führte, die mitten durch den Wald führte – absolut gerade.
Ab hier konnte ich keinem Weg mehr folgen – ich war vor in etwa einer halben Stunde aus dem Haus meiner Tante entkommen. Ob sie es mittlerweile wohl schon bemerkt hatte? Und wenn nicht, wie viel Zeit blieb mir noch? Nicht mehr allzu lange, so viel war mir klar.
Mit gesenktem Kopf und von der fröhlich scherzenden Masse der Menschen unbemerkt verließ ich die Straße und lief in die Büsche des Waldes – ein kurzes Rascheln und ich war vom Rest der Menschen abgeschnitten.
Der Wald war heller, als ich es erwartet hatte – das Blätterdach ließ mehr Licht durch, als ich jemals gedacht hätte. Die Bäume waren groß und der Boden über und über mit Gras bedeckt. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass dieser Wald der erste Ort war, an dem ich jemals das Gefühl der Freiheit kennenlernte, oder daran, dass er wirklich einfach wunderschön war, aber ich fand ihn unglaublich. Hell, schön, warm. Offen. Frei.
Gerne wäre ich stehen geblieben, um ihn näher zu betrachten, die Vollkommenheit der Natur auf mich einwirken zu lassen, doch das ging nicht. Ich rannte. So schnell ich konnte rannte ich mitten in den Wald hinein, zwischen raschelnden Büschen hindurch und über die eine oder andere Lichtung, wobei ich mich absichtlich immer weiter von der Straße entfernte. Angeblich gab es im Wald Dämonen und wilde Tiere, doch das war nicht wichtig. Das einzig Wichtige war nicht gefasst zu werden.
Also rannte ich. Rannte immer schneller. Stunde um Stunde rannte ich weiter. Eigentlich konnte ich schon seit langem nicht mehr, doch ich rannte dennoch weiter und ignorierte sowohl die Erschöpfung als auch mein Seitenstechen. Hier ging es um alles oder nichts – ich wollte gar nicht erst wissen, was meine Tante mir antun würde, sollte sie mich jemals erwischen.
Das Gras unter meinen Füßen war dicht und ging mir bis zu den Knöcheln. Erstaunlicher weise war es auch etwas feucht, im Gegensatz zu dem kurzen und trockenen Gras, dass ich zuerst betreten hatte. Überhaupt verschwanden Helligkeit und Wärme immer mehr.
Langsam senkte sich die Dunkelheit über den Wald und ich begann zu begreifen, warum man sooft „im dunklen, dunklen Wald“ sagte. Vor ein paar Augenblicken hatte ich noch mehrere Meter weit sehen können, doch jetzt verkürzte sich meine Sichtweite immer mehr. Ich konnte fast nichts mehr erkennen. So konnte ich die richtige Richtung nicht mehr ausmachen – rannte ich jetzt weiter, würde ich mich nur verlaufen.
Also kam ich keuchend unter einer großen Eiche zum Stillstand. Sie war gewaltig und ihre Wurzeln boten mir einen halbwegs geschützten Platz zum Schlafen. Sie waren trocken und hart, doch zwischen ihnen erstreckte sich weiches Gras, auf dem ich jetzt zusammenbrach. Ich war stundenlang gerannt und hatte den ganzen Tag über noch nichts gegessen, da ich morgens keinen Hunger gehabt hatte und das Frühstück hatte ausfallen lassen. Gott, wie ich das bereute.
Nach Luft schnappend und vor Erschöpfung zitternd griff ich mit meinen kleinen Ärmchen nach meinem Mantel und entfaltete ihn. Dann wickelte ich mich, so gut es ging ohne Aufzustehen, in ihm ein und rollte mich unter den Ästen der Eiche zu einer Kugel zusammen.
In Märchen wäre das die Stelle gewesen, an der ein Ritter in glänzender Rüstung erschien und mich rettete. Aber ich lebte in keinem Märchen.
Ich schlief die Nacht überraschend gut durch. Mein Mantel war dick und warm, bequem und weich.
Als ich aufwachte begann das Leben im Wald gerade wieder – die Sonne würde jeden Moment aufgehen und den Wald erhellen, doch schon jetzt fingen die Vögel wieder an ihre Balladen vor sich hin zu zwitschern während die ersten Tiere wieder durchs Gebüsch huschten.
Gähnend öffnete ich meine Augen. Die Eiche, die in der Nacht so groß und schützend gewirkt hatte erweckte jetzt das Gefühl absoluter Zufriedenheit und Sicherheit in mir. Sie war noch etwas größer als ich gedacht hatte – ihre Wurzeln gingen mir hier an ihrem Ansatz bis zum Bauch. Ich spürte, dass ich am Vortag zu viel gerannt war, denn all meine Muskeln stöhnten und der Muskelkater drückte sich schon bei meinem ersten Versuch mich aus meinem Mantel zu befreien aus. Als ich mich schließlich aus dem Stück Stoff herauswickelte und mit meinen Schuhen in das vom Tau durchnässte Gras trat erleuchtete die Sonne bereits die ganze Szenerie. Niemals würde ich den ganzen Tag über rennen können, so wie ich es zuvor getan hatte. Hatte ich es übertrieben? Oder war es richtig gewesen erstmal aus der nahsten Umgebung meiner Tante zu fliehen? Das war jetzt ganz egal. Was geschehen war, war geschehen. Jetzt kam es darauf an, was nun das schlauste wäre.
Zuerst musste ich aus diesem Wald raus, und am besten in einen anderen hinein. Ich musste mich soweit von dieser Stadt entfernen wie ich nur konnte.
Also kämpfte ich mich auf meine Füße und machte mich wieder auf den Weg.
Am Abend kam ich an einer kleinen Quelle an, aus der ich trank. Daneben wuchsen auch einige Beeren, bei denen ich mich bediente. Dort schlief ich in dieser Nacht.
Am nächsten Tag verließ ich dann schließlich den Wald und erblickte eine weite Hügellandschaft, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Vor mir erstreckten sich große Wiesen, geradezu Ebenen. In der ferne konnte ich einen anderen Wald erkennen – mein nächstes Ziel. Man konnte die Landstraße die aus dem Wald führte von hier nicht einmal ausmachen.
Den ganzen Tag über wanderte ich in Richtung des Waldes, doch dafür musste ich mich zuerst in eine Senke begeben und auf der anderen Seite wieder hinaufsteigen. Und sogar dann erwartete mich noch eine lange Strecke. Deswegen kam ich an diesem Tag gerade mal in die Senke hinab und stellte fest, dass hier ein kleines Bächlein entlang floss. Aus diesem Bach trank ich und and dessen Rand schlief ich auch.
Am nächsten Tag wanderte ich den Abhang hinauf und noch ein Stück weiter. Am Tag darauf erreichte ich schließlich den Wald – und mein erstes Dorf. Es lag ein kleines Stück im Wald, also hatte ich es aus der Entfernung nicht erkennen können. Mehrere Holzhäuser und ein oder zwei aus Stein empfingen mich, als ich mich in langsam näherte. Ich hatte seit mehreren Tagen nichts gegessen und es war reines Glück gewesen, dass ich immer wieder auf Wasser gestoßen war. Sonst wäre ich schon verdurstet – wie lange konnte man ohne Wasser überhaupt überleben? Ich meinte mich daran erinnern zu können, dass mir mein Vater erklärt hatte, dass es höchstens drei Tage sein.
Der Wald in dem dieses Dorf lag war weniger dicht und dunkel als der in dem die Stadt meiner Tante lag.
Würde ich in diesem Ort bleiben können? Würde meine Tante mich hier finden? Wahrscheinlich. Ich war immer noch zu nah. Doch vielleicht könnte ich hier etwas zu essen und zu trinken bekommen, oder sogar einen Platz zum Schlafen – wenn auch nur für eine Nacht.
Man bemerkte mich noch bevor ich den Ort betrat. Ich trug meinen Mantel wieder unter dem Arm und mein Kleid war mittlerweile ziemlich beschmutzt. Ich hörte aufgeregte Stimmen und sah Menschen von rechts nach links und von links nach rechts zwischen den Häusern herumfusseln. Doch niemand kam auf mich zu. Als ich schließlich den ersten Schritt zwischen die Häuser machte, hörte ich wie eine Tür nach der anderen Zuschlug. Fenster wurden geschlossen, Kinder von der Straße in die Häuser geholt. Innerhalb von Sekunden verwandelte sich der eben noch so lebhafte Ort in eine Geisterstadt.
Verwirrt wanderte ich zwischen den Häusern weiter und sah mich nach Leuten um, die ich um Hilfe bitten konnte. Doch nicht ein Mensch war mehr auf der Straße. Es dauerte mehrere Momente bis ich begriff, dass das an mir lag. Die Menschen versteckten sich vor mir, dem komischen und eigenartigen Mädchen, das, schmutzig und heruntergekommen, einfach in das Dorf marschiert war. Ich war für sie alles, aber kein gutes Omen.
Für ein paar Momente stand ich einfach nur auf dem Weg herum und starrte ins Leere. So viel unbegründete Ablehnung war mir noch nie entgegengeschlagen. In den ersten Sekunden dachte ich, ich würde jeden Moment in Tränen ausbrechen. Doch dann schluckte ich den Schock herunter und verkrampfte meine Hände zu Fäusten. Womit hatte ich gerechnet? Freude über ein Waisenkind mehr, das durchgefüttert werden wollte? Das hier war ab sofort meine Realität und ich würde damit leben müssen.
„Nur ein Brot. Bitte nur ein Brot und ich gehe. Ich flehe Sie an“, rief ich in die Stille des Dorfs hinein. Ich musste seltsam aussehen, wie ich so allein in der Mitte einer verlassenen Straße stand und bettelte. Aber ich sah keine andere Möglichkeit – ich war am verhungern.
Zuerst blieb alles still und ich fing an, mich zu fragen, ob das die schlauste Vorgehensweise gewesen war. Sie könnten doch einfach in ihren Häusern warten, bis ich verschwand. Schon wieder musste ich mir die Frage stellen, was ich eigentlich erwartete. Mitleid? Hatte ich wirklich erst so wenig von der Welt begriffen? Wieder griff die Verzweiflung nach meiner unerfahrenen Seele. Doch das würde ich nicht zulassen. Mit all der Macht, die ich als kleines Kind besaß verdrängte ich alle Gefühle, die ich als Schwäche deutete aus meinen Gedanken und ersetzte sie mit Entschlossenheit.
Mit verschränkten Armen ließ ich mich auf den Boden fallen. Sie konnten in ihren Häusern warten?
Das kann ich auch!, dachte ich. Logisch betrachtet konnte ich genau das eigentlich nicht. Ich hatte keine Zeit zu verlieren. Aber es war mir wichtig.
Ich weiß nicht, wie lang ich damals einfach nur im Schneidersitz mit verschränkten Armen und zusammengekniffenen Augen auf dem harten, kalten Boden saß und stur blieb.
Doch ich gewann. Irgendwann öffnete sich die Tür eines nahe stehendes Hauses, eine braungebrannte Hand erschien und ein Laib Brot flog in meine Richtung.
Es war ein kleiner Laib, und er landete in dem größten Haufen Matsch in einem Umkreis von 10 Metern. Aber es war Brot, und es war essbar.
Ich stand so schnell auf wie noch nie zuvor. Blitzschnell griffen meine winzigen Hände nach dem Brot. Fahrig wischte ich den Schmutz ab ehe ich meine Zähne in der wahrscheinlich leckersten Mahlzeit meines Lebens versenkte. Doch ehe ich anfangen konnte das Brot richtig zu genießen, war es auch schon verschwunden. Und ich hatte ein Versprechen zu halten.
Ein wenig gesättigt und schwer enttäuscht von der Menschlichkeit stand ich vom Boden auf, wischte mein Kleid ab und ging.
Ich weiß nicht einmal, wie oft sich diese Prozedur wiederholt hat – egal in welches Dorf ich kam, immer mieden mich die Menschen. Aber auf diese Weise überlebte ich.
Und nachdem ich unzählige Orte gesehen, mehrere Wälder durchquert und von mehr als genug Menschen gehasst worden war, erreichte ich endlich mein Zuhause. Den Ort, an dem der alte Mann lebte. Ich hatte allen Glauben an die Menschen verloren – bis ich ihn traf. Durch ihn lernte ich von wahrer Gnade und Güte. Von Menschlichkeit.
Er brachte mir auch bei, dass jeder Mensch Gnade und Güte verdient. Eine zweite Chance, bedingungslose Liebe. Und jetzt war er tot.
Er war ein genialer Heiler gewesen, doch keine seiner noch meiner Medizinen hatte ihn retten können. Natürlich nicht – schließlich war er es gewesen, der mir alles über das Heilen beibrachte. Und seine erste Lektion besagte, dass jeder Mensch einmal stirbt – ein Heiler soll nie versuchen diese Tatsache umzustoßen.
„Habt ihr eigentlich schon gehört, dass der kalte Dämon in Rektol gewesen ist?“, unterbrach eines der Mädchen auf der Brücke meine Gedanken.
Erschrocken zuckte ich zusammen – ich hatte die Welt um mich herum ganz kurz vergessen.
„Ja, es soll einen Riesen-Kampf gegeben haben!“, meinte eines der anderen Mädchen entzückt. Das war Julia, oder zumindest hörte sie sich von der Stimme her genauso an.
Der kalte Dämon…
Ich hatte definitiv schon einmal von ihm gehört – und das, obwohl mich nur selten Klatsch und Tratsch erreichte. Er war angeblich der grausamste Krieger aller Zeiten. Er war bekannt dafür, dass er, bei einem Krieg zweier verfeindeter Länder, im Alleingang hunderte von Feinden getötet hatte. Angeblich kämpfte er ohne jegliche Art von Rüstung und nur mit seinem sehr schmalen Schwert. Aber seine Technik war mittlerweile sogar schon sagenumwoben. Außerdem sollte er höchstens 20 sein – also gar nicht mal soviel älter als ich.
„Er soll gegen Natalion gekämpft haben!“, rief eines der Mädchen begeistert.
Natalion… auch den Namen hatte ich schon einmal gehört. Er hatte im Krieg gegen den kalten Dämon gekämpft. Und war der Einzige, der das überlebt hatte. Er war der Anführer einer Rebellengruppe, die Hikar, eines der am Krieg beteiligten Länder, schon seit Ewigkeiten inoffiziell regierten. Sie waren für den Krieg verantwortlich – also war es im Endeffekt Natalions Schuld. Gewonnen hatte dem Krieg dann doch niemand – eine sinnlose Verschwendung von Menschenleben.
„Neben Rektol ist jetzt ein riesiger Krater. Melene, ihr wisst schon, die eine die von dort kommt, sagt, dass der Kampf echt knapp war – alle Leute haben sich im Wald versteckt und sie beobachtet und sie behaupten, dass der kalte Dämon am Ende einfach verschwunden ist!“, gab eines der Mädchen mit ihrem Wissen an.
„Der kalte Dämon ist Schwertkämpfer, stimmt's? Und Natalion ist ein Magier. Da war doch klar, wer gewinnt! Er hat ihn wahrscheinlich einfach in Luft aufgelöst!“
Ich musste ein Kichern unterdrücken. Dieses Mädchen wusste offensichtlich nicht sehr viel von Magie. Man konnte Magie nicht so einfach benutzen um zu tun, was man wollte. Der alte Mann hatte mir erklärt, dass es für alles eine Formel gab – nur waren die meisten viel zu lang und kompliziert, als dass man sie einfach auswendig lernen könnte. Es sei den man war ein Genie. Für den Kampf waren solche Formeln also natürlich auch nicht wirklich geeignet. Dieser Natalion musste unfassbar intelligent sein.
„Der kalte Dämon hat aber schon oft gegen Natalion gekämpft und nie hat einer den anderen besiegt!“, widersprach Mili.
„Aber er war schwer verletzt. Entweder ist er entkommen oder er ist jetzt tot – aber man kann es auf jeden Fall als Sieg für Natalion verstehen!“
Langsam ließ meine Aufmerksamkeit nach – wirklich, dieses Gesprächsthema interessierte mich nicht. Und ich würde sie auch gar nicht belauschen, hätte ich die Wahl – aber ich konnte nichts dagegen tun, dass sie sich immer auf dieser Brücke trafen, und dass ich meine Medizinen nicht in meinem Schuppen mischen konnte. Aber das funktionierte nun einmal einfach nicht. Ich hatte zu große Angst, dass ich, sollte ich einen Fehler machen, mich selbst vergasen könnte. Dabei hatte ich eigentlich schon sehr lange keinen solchen Fehler mehr gemacht.
Vor mir hatte ich mehrere Schüsseln und Schalen, so wie einige leere und andere mit bestimmten Mixturen gefüllte Fläschchen aufgestellt.
Ich war gerade dabei eine Heilsalbe aus schwarzer Rahnose herzustellen. Sie war sehr effektiv für die Wundheilung – in Verbindung mit einem Schmerzmittel aus Sternfrüchten, Lichtkräutern und Göttinnenkraut konnte damit auch Schwerverletzte heilen. Solche Medikamente auf Vorrat zu haben war eine Grundvoraussetzung für Heiler, auch wenn es im Moment keine Verwendung für sie gab.
„Denkst du eigentlich, wir wissen nicht, dass du kleines Monster uns belauschst?“, durchschnitt auf einmal Eleos Meinung die ruhige Atmosphäre.
Eleo war so was wie das Alpha-Weibchen der Mädchen aus meinem Dorf.
Sie war groß, schwarzhaarig, stolz, schön und die Tochter des Bürgermeisters. Natürlich war sie bei allen beliebt – und genauso natürlich war es, dass sie mich hasste. Genau wie der Rest verabscheute sie mich – nur war diese Generation anders als ihre Eltern, die mich aus Angst abgelehnt hatten. Sie sahen einfach nur auf mich herab – und das gab ihnen genug Grund, mich mit allem was sie hatten fertig zu machen.
„Mischst du schon wieder dein Hexentränke zusammen?“, rief Eleo herunter und die anderen Mädchen lachten.
Natürlich wussten sie, dass es Heiltränke waren und dass ich keine Hexe war. Ein Paar von ihnen hatte ich sogar schon etwas verabreicht, als sie krank gewesen waren. Und würden sie mich ernsthaft für eine Hexe halten, würden sie es nicht wagen, mich zu schikanieren. Aber wahrscheinlich hätten sie mich dann auch schon aus dem Dorf vertrieben.
Stumm blieb ich sitzen. Ich blickte nicht einmal auf. Es war nicht mein Problem, wenn sie das Gefühl hatten, so tun zu müssen als wüssten sie die Wahrheit nicht. Stattdessen zerquetschte ich weiterhin Sternfrüchte und sammelte ihren Saft in einer Schale, in der ich bereits gemahlenes Lichtkraut aufgehäuft hatte – eine mühselige Arbeit, aber glücklicherweise hatte ich es endlich hinter mich gebracht.
„Hörst du mir zu?!“, rief Eleo wütend herab. Ich wusste eigentlich, dass ignorieren nicht di beste Taktik war, aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.
Reagier nicht!, befahl ich mir also selbst. Von oben hörte ich nur ein wütendes Zischen.
Erleichtert atmete ich aus.
Für einen Moment dachte ich, dass ich ihnen dieses Mal entkommen war.
Doch dann machte es „KRACK“ und direkt vor mir schlug ein Stein auf. Er verfehlte mich zwar, aber innerhalb von Sekunden sah ich meine stundenlange Arbeit in Scherben zerbrechen. Ein einziges Klirren und Krachen und überall vor mir rannte Flüssigkeit über den Boden.
Würde ich das Ganze wohl noch mal machen müssen. Am besten ging ich morgen in den Wald, um mir noch etwas Lichtkraut zu holen. Das warme Klima dort bot die perfekten Vorraussetzungen für Lichtkraut. Und Lichtkraut wächst ja bekanntlich immer nur in großen Sträuchern. Von den Sternfrüchten hatte ich noch genug übrig und das Göttinnenkraut hatte ich noch nicht einmal herausgeholt.
Schnell begann ich die heilen Flaschen und noch zu verwendenden Zutaten aus den Trümmern meiner Arbeit zu retten.
Über mir hörte ich nur lautes Lachen über mein hektisches Herumgefussel und die herablassende Bemerkung „Damit sie niemanden vergiften kann“.
Dann zogen sie endlich ab.
Als ich alle nicht zerstörten Flaschen gerettet hatte, setzte ich mich auf und begann damit die traurigen Überreste meiner Heilmittel zu entsorgen. Damit würde ich wohl für den Rest des Tages beschäftigt sein.

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